
Zur Porträtserie „Das bin ich!“
Jutta Herr, Oktober 2024
In meiner Porträtserie „Das bin ich!“ kommen Menschen zu Wort, die ein bestimmtes Thema in ihrem Leben haben. Sei es das Gefühl des Andersseins, eine prägende Erfahrung, die Herkunft aus einem anderen Land oder eine Krankheit. Die Auseinandersetzung damit hat den Blick der Porträtierten auf ihr Leben verändert. Und davon erzählen sie in dieser Serie. In vier Fotos und dazu passenden Zitaten.
Danke an alle, die mitgemacht haben!
Jutta Herr, Oktober 2024
Christoph Kloft, Schriftsteller
„2022 ist einer meiner besten Freunde gestorben, an Krebs. Und das war der Anlass für meine Frau, mich zu drängen: Gehe doch nochmal zur Nachsorge! Wegen Corona hatte ich sie im Vorjahr ausgelassen. Ich habe dann leider die erneute Krebsdiagnose bekommen.“
„Es ist Krebs, okay, das ist nicht schön, trotzdem noch längst kein Todesurteil. Andere Krankheiten klingen weniger furchterregend, aber ich denke, man sollte nicht vor Angst erstarren und offensiv damit umgehen.“
„Das habe ich gemacht, deshalb habe ich das Buch geschrieben. Und ich hatte viel Spaß dabei. Man darf auch mit Krebs noch Freude haben und lachen: Ich hänge nämlich viel zu sehr an meinem Löffel, als dass ich ihn so ohne Weiteres abgeben würde.“
„Ich bin glücklich. Sollte ich dies etwa nicht mehr sagen dürfen, nur weil sich ein ungebetener Gast in meinem Körper eingenistet hat?“
Quynh Le-Becker, Yogalehrerin
„Ich bin in Hải Phòng geboren und in Hanoi aufgewachsen. Seit 2015 lebe ich in Deutschland und wohne nun schon seit über neun Jahren in Wiesbaden.“
„Für mich ist Yoga eine Form der Therapie – ein Heilungs- und Erneuerungsprozess, der Körper, Geist und Sinne erreicht. Es ist eine Reise der Reinigung und Stärkung, die mich zurück ins Gleichgewicht bringt. Yoga lehrt Geduld: Wenn man ihm Zeit gibt zu wachsen, entfalten sich die Vorteile ganz natürlich. In jeder Praxis lerne ich, mein Bestes zu geben und gleichzeitig die Bindung an das Ergebnis loszulassen. Das Leben ist härter ohne Yoga :).“
„Ich besuche meine Mutter regelmäßig und verbringe jedes Jahr viel Zeit mit ihr – meist mehr als vier Wochen. Für mich ist das Wertvollste, was man jemanden schenken kann, Zeit. Trotz unserer Unterschiede hat mir meine Mutter viel beigebracht: Freundlichkeit, Geduld und Respekt. Wir sind alle auf unsere eigene Weise einzigartig, und sie hat mir geholfen, die Schönheit darin zu sehen.“
„Zuhause zu definieren, fällt mir schwer. Zuhause ist mehr als nur ein Ort – es ist ein Gefühl. Es ist Wärme, Verbundenheit, das Gefühl, gebraucht zu werden. Für mich ist mein Zuhause dort, wo mein Herz verankert ist, und deshalb gibt es viele Orte auf dieser Erde, die ich als mein Zuhause betrachte.“
Lars Junghans, Prothesenträger
„Ich trage meine Unterschenkelprothese seit März 2024, weil mir im Dezember 2023 wegen Krebs der Unterschenkel amputiert wurde.“
„Die Prothese ist für mich ein essentielles Stück Lebensqualität. Sie ist für mich DAS Hilfsmittel, welches mir mein selbstbestimmtes Leben zurückgibt.“
„Ich lebe bewusster und bin dankbar für jeden Tag, den ich leben darf. Es macht mich jeden Tag stolz zu sehen, was ich bereits erreicht habe.“
“Ich habe meine Geschichte als Buch veröffentlicht, in der Hoffnung, dass meine Zeilen anderen Betroffenen oder auch Angehörigen etwas Zuversicht spenden und dabei helfen, ähnliche Schicksalsschläge besser zu verarbeiten. Das Leben ist auch als Amputierter lebenswert. Niemand sagt, dass es nach einer Amputation nicht mindestens genauso schön sein darf wie vorher.“
„Meine Frau war und ist mir immer eine Stütze. In Zeiten, in denen es mir nicht gut geht, weiß ich zu 100%, dass meine Frau an meiner Seite ist und ich immer auf ihre Unterstützung zählen kann.“