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Porträtserie „My Passion“

von Jutta Herr am 08.10.2024

Zur Porträtserie „My Passion“

Jutta Herr, Oktober 2024

 

Was ist spannender, als die Begegnung mit interessanten Menschen? Für meine Porträtserie „My Passion“ habe ich 15 Frauen und Männer getroffen, die etwas aus vollem Herzen tun, die sich begeistern. Es geht um Leidenschaften, die weit mehr sind als ein Hobby. Das wird deutlich in den Aussagen der Porträtierten. Sie alle haben in Worte gefasst, was sie bewegt.

Eine der ersten, die ich für die Serie fotografiert habe, ist unsere Nachbarin Ursula, die sich mit ihren 90 Jahren immer noch jeden Tag ans Klavier setzt. Die Musik hält sie jung und ist für sie ein tiefes Bedürfnis.

Ursula: „Musik ist für mich das Tor in die Welt und alles, was darüber hinausgeht.“

Genau wie für Corinne. Ich durfte die Sängerin bei einer Probe mit der Kamera beobachten. Und konnte miterleben, wie sie aus dem Stand heraus mit voller Hingabe zwischen Klassik und Musical und ganz unterschiedlichen Emotionen wechselte.

Corinne: „Singen war und ist meine persönliche Zuflucht. Es ist die Sprache meiner Seele, die mich mit allem verbindet und mich sein lässt, wie ich bin.“

Auch Elke liebt die Musik. Ebenso das Backen. Mit 50 hat sich die Musiklehrerin neu erfunden und eine Bäckerlehre gemacht. Für sie gehört beides zusammen. „Backen ist Musik für mich“, sagt sie. Die beiden Fotos habe ich in ihrer kleinen Backstube gemacht, die ihr Mann für sie hinter dem Haus gebaut hat. Über Elke wie einige andere aus der Serie konnte ich darüber hinaus ein filmisches Porträt für den SWR machen.

Elke: „Backen ist für mich ein Erlebnis, bei dem alle Sinne zusammen spielen. Backen ist Musik für mich.“

Dazu gehört auch Oliver. Er und seine Frau haben aus einem konventionellen Schrebergarten einen insektenfreundlichen Naturgarten geschaffen. Oliver macht öffentliche Führungen durch ihren Garten, betreibt eine eigene Website (https://www.klimagarten-suedpfalz.de) und möchte andere Menschen für ein erfolgreiches Gärtnern im Zeitalter der Erderwärmung begeistern.

Oliver: „Gärtnern ist für mich wie meditieren, nur besser, da auch etwas zu essen wächst.“

In einem Café in Hamburg habe ich die Theologiestudentin Eva fotografiert. Sie gestaltet gerne mit Worten und Buchstaben – Schrift als grafisches Element. Und sie schreibt als Autorin, u.a. für die Kirchenredaktion des NDR.

Eva: „Worte begegnen mir als Gestalten. Meine Leidenschaft ist, sie im Schreiben zu erleben, zu verbinden und darzustellen.“

Mein Kollege Andreas arbeitet als Journalist ebenso mit Worten. Aber deshalb habe ich ihn nicht fotografiert. Sein Spezialgebiet ist die Ornithologie. Ich habe ihn beim Beobachten der Vögel mit der Kamera begleitet.

Andreas: „Vögel zu beobachten hält für mich die Zeit an.“

Martina liebt Tiere, braucht sie zum Leben. Vor allem Maya, ihre Hündin. Die beiden habe ich in ihrem Campingbus abgelichtet und eigentlich ist das eine Foto ein Porträt von Maya geworden. Ihr Frauchen ist nur schemenhaft im Hintergrund zu sehen.

Martina: „Durch meine Tiere weiß ich, wie wichtig Freiheit ist. Meine Tiere helfen mir, auch in stürmischen Zeiten nicht über Bord zu gehen.“

Tiere, insbesondere Pferde, mag auch die Paradressurreiterin Katharina. Sie kam mit einer Missbildung beider Beinen zur Welt und wurde mit 10 Monaten amputiert. „Das Reiten bedeutet für mich Freiheit“, sagt sie. Das Pferd läuft für sie und ersetzt praktisch ihre fehlenden Beine. Eine lebensfrohe Frau, die davon träumt, einmal bei den Paralympics dabei zu sein. Ihr Selbstbewusstsein und ihre Entschlossenheit habe ich versucht, in ihrem Foto festzuhalten.

Katharina: „Das Reiten bedeutet für mich Freiheit und das Dressurreiten ist für mich der Tanz, den ich sonst nicht tanzen könnte.“

Diesen entschlossenen Blick sehe ich ebenfalls bei Bruder Stephan, Mönch und Künstler im Kloster Maria Laach, für den Gestalten in jeglicher Art zum Leben dazu gehört. Ich habe ihn in seinem Atelier vor seinen großformatigen Bildern fotografiert.

Bruder Stephan: „Mauern verengen die Sicht, Klostermauern weiten sie. Und wer hinschauen kann, der kann auch malen.“

Malerei ist auch eine Leidenschaft von Ellen, meiner Tochter. Für sie ist Kunst all das, wie sie sagt, „was sich unter meiner Haut befindet.“

Ellen: „Die Kunst ist all das, was sich unter meiner Haut befindet.“

Diesen Satz kann vermutlich Barbara gut nachvollziehen, die sich in der abstrakten Malerei selbst gefunden hat und die ihr „innere Freiheit“ schenkt.

Barbara: „In der abstrakten Malerei habe ich mich selbst gefunden. Se schenkt mir innere Freiheit, intuitive Ausdrucksmöglichkeit und einen wertvollen Ausgleich zur täglichen Angehörigenpflege.“

Die Leidenschaft von Jan ist Laufen. Für ihn bedeutet es „eine grenzenlose Bewegung in der Leichtigkeit“. Ich habe ihn auf seiner Strecke durch den Park fotografiert.

Jan: „Laufen ist für mich eine grenzenlose Bewegung in der Leichtigkeit.“

Der leckere Honig von Imker Roland war für mich der Anlass, ihn zu fragen, ob er bei der Porträtserie mitmachen möchte. Und obwohl er sich nicht gerne fotografieren lässt, hat er zugesagt. Zum Glück. Denn sein Foto mit dem Schutzanzug und den wimmelnden Bienen auf den Waben mag ich sehr.

Roland: „Ich bin fasziniert von dem Aufbau und der Leistungsfähigkeit des Bienenvolkes. Ob Bestäubung, Wachs oder Honig, es ist ein Segen für uns.“

Am selben Tag habe ich die Schauspielerin Beate mit ihrem schwerst-mehrfach behinderten Sohn Nicolas abgelichtet. Den liebevollen Umgang der beiden beobachten und dokumentieren zu dürfen, war sehr berührend für mich. Beate macht Theater für alle Sinne für schwerst-beeinträchtigte Menschen und setzt sich dafür ein, „dass ALLE ein Recht auf kulturelle Teilhabe haben“. Schön, dass dieser Aspekt ebenso seinen Platz in der Serie hat.

Abschließend habe ich auch Stefan für die Serie fotografieren dürfen. Denn unsere gemeinsame Leidenschaft für das Fotografieren darf natürlich nicht in dieser Serie fehlen!

Stefan: „Fotografieren ist für mich die Suche nach dem Licht. Licht ist Leben.“

Die Begegnung mit all diesen wunderbaren Menschen haben mich beeindruckt und inspiriert. Und genau das versuche ich in meinen Porträtfotografien weiterzugeben. Die Serie besteht jeweils aus zwei Teilen, einer klassischen Porträtaufnahme und einem Foto, das die Menschen bei ihrer Tätigkeit zeigt. Alles aufgenommen an ihren Lebensorten und aus der Situation heraus. Es ist der Versuch, unter die Oberfläche zu schauen. Für mich sind diese Fotoshootings wertvolle Begegnungen und ich schätze das gegenseitige Vertrauen, das dabei entsteht.

Herzlichen Dank an alle, die mitgemacht haben!

 

„Das Wesen des Menschen bei der Aufnahme sichtbar zu machen, ist die höchste Kunst der Fotografie.“

(Friedrich Dürrenmatt)